Architektenwettbewerb Erweiterung Klaus-Groth-Schule, Husum

Projektbeschreibung

Die Klaus-Groth-Schule liegt im Norden Husums inmitten kleinteiliger Wohnbebauung und ist über die Richard-von-Hagn-Straße erschlossen. Das Grundstück ist durchgrünt und von einem landschaftsprägenden Baumbestand geprägt.
Seit der Gründung 1949 wurde die Schule mehrfach erweitert. Der Bestand umfasst drei parallel angeordnete Klassentrakte aus den 1960er Jahren, eine Zweifeld-Sporthalle sowie ein Verwaltungsgebäude im Norden. Sämtliche Gebäude sind über einen geschlossenen Wandelgang verbunden. Die Sanierung 2005–2007 brachte eine einheitliche, ruhige Gestaltung, die bis heute gut erhalten ist.

Entwurfsstrategie und Bauphasen
Die Schule soll für einen dreizügigen Betrieb mit offenem Ganztag erweitert werden – bei laufendem Unterrichtsbetrieb. Der Entwurf setzt auf lediglich zwei kompakte Bauabschnitte, die zeitlich versetzt und störungsarm realisiert werden können.
Neubau Verwaltung, Mensa und Clusterergänzungen
Der Neubau ersetzt den bisherigen Verwaltungstrakt im Norden und bündelt alle neuen Funktionen. Er schließt höhengestaffelt an die Bestandsfinger an, wobei sich die nördliche Baukante an der Sporthalle orientiert. So entsteht eine bauliche Klammer, die Bestand und Erweiterung in Höhe, Funktion und Gestaltung zusammenführt.
Die bestehenden Klassenräume werden entsprechend dem pädagogischen Konzept neu organisiert, geöffnet und um offene Lernlandschaften ergänzt. Die Einheiten verfügen über zwei bauliche Rettungswege, wodurch auf klassische Flure verzichtet und stattdessen möblierte Flächen zur Differenzierung geschaffen werden können. Alle Klassen im Erdgeschoss erhalten direkten Zugang zu den Freianlagen als „grünes Klassenzimmer.
Im Neubau ergänzen angrenzende Fach- und Gruppenräume, Garderoben, Teamstationen und Abstellräume die Cluster. Es entstehen drei klar gegliederte, moderne Lernwelten.
Der neue Haupteingang liegt im Norden und führt direkt in einen großzügigen, lichtdurchfluteten Allraum für Mensa, Aula und Ganztagsbetreuung. Dieser zentrale Raum öffnet sich verglast nach Norden zum Baumbestand und nach Süden zur Wandelhalle. Entsprechend des Mottos „Schule als zweites Zuhause" stellt diese sozusagen das künftige „Wohn- und Speisezimmer" dar.

Funktionen und Erschließung
Östlich des Allraums befindet sich der Musikraum mit direkter Verbindung zur Halle. Der Kü-chenbereich mit Aufwärmküche, Spülküche, Lager und Personalräumen liegt ebenfalls im Osten; die Anlieferung erfolgt getrennt über einen Nebeneingang. Eine Außenterrasse ist südlich geplant.
Im Westen befinden sich im Erdgeschoss Schulleitung und Verwaltung, darüber das Lehrerzimmer mit Stillarbeitsraum und Nebenflächen. Alle Bereiche sind barrierefrei und ebenengleich erschlossen. Großflächige Fenster und Oberlichter in Halle, Musikraum und Treppenhaus sorgen für Tageslicht, ergänzt durch sommerlichen Wärmeschutz.

Erweiterung der Sporthalle
Im zweiten Bauabschnitt wird die Sporthalle nach Süden um drei Tragraster zu einer Zweifeldhalle mit Sondermaß (18 × 45 m) erweitert. Hallenhandball, Volleyball, Basketball, Badminton und Turnen werden dort möglich sein. Zwei Trennvorhänge und ein Ballnetz erlauben eine flexible Raumnutzung. Die nötigen Nebenräume wie Geräteraum, Umkleiden und Sanitäreinheiten werden mit möglichst geringem Umbau in den Bestand integriert.

Konstruktion, Materialität und Nachhaltigkeit
Der Neubau wird als vorgefertigte Holzskelett- bzw. Holztafelkonstruktion in Trockenbauweise errichtet. Großzügige Glasflächen in Holz-Aluminium-Profilen und opake, hinterlüftete Metall-fassaden mit differenzierter Kantung prägen das Bild. Auch die Dächer werden mit Metall gedeckt. Die Materialien sind nachhaltig, robust, wohngesund und wartungsarm. Die geplante Gestaltung und Materialität sind anspruchsvoll detailliert und ergänzen den Schulcampus unaufgeregt und zeitlos.
Die Technikzentrale liegt über der Küche im Dachgeschoss. Die Lüftung der Mensa erfolgt mechanisch mit Wärmerückgewinnung, alle weiteren Räume sind natürlich belüftet. Die Beheizung erfolgt regenerativ, die Beleuchtung ist funktionsgerecht in LED ausgeführt. Der Neubau erfüllt die Kriterien eines Niedrigstenergiegebäudes und kann passivhaustauglich umgesetzt werden.
Die Sporthallenerweiterung wird in vorgefertigter Beton-Paneelbauweise errichtet. Fassaden, Fenster und Innenausbau orientieren sich am Bestand. Details wie Banknischen an Geräteraumtüren werden übernommen. Auch hier ist eine separate Technikzentrale mit regenerativer Energieversorgung vorgesehen.

Außenanlagen und Freiflächen
Der markante Neubau schafft eine neue Adressbildung mit einem großzügigen Vorplatz am Haupteingang, der fußläufig von der Bushaltestelle erreichbar ist. Fahrradstellplätze befinden sich sowohl im Norden als auch dezentral an den Nebenzugängen. Pkw-Stellplätze sind beidseitig angeordnet. Der Zugang zur Sporthalle erhält ebenfalls einen eigenständigen Vorplatz.
Durch die kompakte Erweiterung bleibt der Schulhof nahezu vollständig erhalten. Bestehende Qualitäten wie Bäume, Biotop, Kletterspinne, Sitzkante oder das Spielschiff werden integriert. Die Flächen zwischen den Gebäudefingern werden teilweise entsiegelt, begrünt und mit robusten Gräsern sowie Blühstauden bepflanzt. Neue Bäume verbessern das Mikroklima und spenden Schatten. Eine 50-Meter-Bahn am Ostrand ergänzt das Wegenetz und bietet eine wettergeschützte Trainingsalternative zur offenen Sportfläche.
Sehr wenige Bäume im Bereich des Neubaus und der westlichen Stellplätze müssen weichen; der überwiegende Teil des prägenden Baumbestands bleibt erhalten. Die Wünsche der Schülerschaft wurden berücksichtigt – etwa der Spielhügel, die Seilbahn, ein Baumhaus sowie der Erhalt und die Vergrößerung der GemüseAckerdemie.
Mit der Gestaltung der Freianlagen wird ein reizvoller Kontrast zu dem strengen orthogonalen Rhythmus der Gebäude gesetzt. Inspiriert ist dies zunächst von den Konturen des Bestandes auf dem Schulhof. Außerdem ist im Entwurf ist die Intention ablesbar, die steinernen Höfe zumindest teilweise aufzubrechen. Durch das bildhafte Aufbrechen an den Rändern der Höfe entstehen schollenartige Beetflächen, die wiederum Taktgeber für die polygonale Kontur der Grün- und Wegeflächen sind.
Feuerwehr
Der Entwurf verzichtet auf eine südliche Erweiterung der Gebäudefinger, wodurch die Hofsituation erhalten bleibt. Die Feuerwehrzufahrt ist weiterhin gewährleistet – im Süden über den Schulhof, im Norden direkt von der Straße, da alle Fassaden dort im erforderlichen Abstand liegen.