Der Entwurf bildet zum Stadtteilplatz hin eine klare Empfangsgeste, indem hier die Fassade zurückspringt und zusammen mit der Verbindungsbrücke im ersten Obergeschoss eine Eingangssituation schafft.
Das neue Stadtteilhaus baut auf einem Raster von 5,4 x 5,4 Metern auf. Die Baulinien und -grenzen geben insgesamt 90 Raster vor: 5 in Ost-West-Richtung, 6 in Nord-Süd-Richtung, verteilt auf 3 Geschosse.
Diesem strengen Raster folgend, bilden sich drei unterschiedliche Zonen: die beiden mittleren Raster in Ost-West Richtung bilden Eingang, Foyer und Erschließungskern, die beiden Raster nördlich und südlich davon die einzelnen Nutzungseinheiten.
Vom Stadtplatz ausgehend, werden Eingang und Foyer durch transparente Bauteile bestimmt und bilden im EG einen hoch öffentlichen Orientierungs- und Erschließungsraum. Der östlich daran anschließende, eher geschlossene Erschließungskern nimmt alle allgemeinen Funktionen wie Technik, vertikale Erschließung und Sanitärräume in sich auf und verbindet die Geschosse und die beiden Gebäudeteile mit den Nutzungseinheiten nördlich und südlich davon miteinander.
Der vorliegende Entwurf wurde konsequent als Holzbau geplant, welcher zu einem großen Teil im Werk vorgefertigt werden kann. Um den vorliegende Nutzungsanforderungen gerecht zu werden und das Gebäude auch für zukünftige Nutzungsänderungen zu wappnen, wurde ein Raster von 1,35m x 1,35m gewählt.
Das Gebäude ist als Leimholz- Skelettkonstruktion aus zertifizierten Quellen konzipiert, mit 32 x 32cm starken tragenden Stützen und doppelten Holzträgern mit je 14 x 34cm. Dieses Tragraster erstreckt sich über sämtliche Bereiche, auch offenen Foyer gliedert dieses den Raum und trägt hier die das Foyer durchkreuzende „Makers Bridge".
Die Aussteifung erfolgt über den zentralen Stahlbetonkern, Decken- und eine Dachscheiben aus Brettsperrholzplatten die Ausfachungen der Außenwände in Holztafelbauelementen mit OSB-Platten.
Auf tragende oder aussteifende Innenwände kann, abgesehen von den Wänden des Betonkerns, verzichtet werden. Sämtliche geplante Innenwände sind in Trockenbauweise oder als mobile Trennwände geplant. Das Gebäude kann durch das strenge Raster und die fehlenden tragenden Wände einfach umgenutzt werden. Alle Leitungen sind in der Hohlraumdecke verlegt.
Die Deckenscheiben werden aus Hohlraum- Brettsperrholzelementen (z.B. „Ligno Trend") hergestellt. Diese bieten zum einen die Möglichkeit, sämtliche Installationsleitungen bis hin zu Lüftungsleitungen aufzunehmen. Zum anderen können verbleibende Hohlräume mit einer schweren Schüttung verfüllt werden, welche zusätzliche Masse bezüglich Schallschutz und Speichermasse einbringt. Die Bauweise hat gegenüber einer Hybriddecke (Beton/ Holz) klare ökologische Vorteile und der Bau wird beschleunigt. Zusätzlich ist für den Schallschutz ein schwimmender Estrich vorgesehen. Sollten die Berechnungen dies hergeben, ist auch ein Trockenestrich denkbar. Es wird im Raster von 1,35m bzw. 5,40m Dehnungsprofile eingebaut. Dies ermöglicht es, Trockenbauwände auf den Estrich zu stellen und eine spätere Umnutzung ist dadurch einfach möglich. Die Deckenelemente werden vorgefertigt und in großen Elementen auf die Baustelle angeliefert. Durch die geringen Abstände des Haupttragwerks sind hochwirtschaftliche Spannweiten und damit geringer Materialeinsatz sichergestellt. Beim vorliegenden Deckenaufbau wird unter den Balkenlagen 2,80m, zwischen den Balkenlagen eine lichte Raumhöhe von 3,14m erreicht.
Die Außenwände werden in einfacher Holztafelbauweise gebaut, also ein Trägersystem aus Stützen und Rähmen mit Innenseitiger OSB-Aussteifung und Installationsebene und außenseitiger Holzweichfaserdämmung. Dies erspart eine aufwändige und fehleranfällige zusätzliche Dampfbremse. Für die Fassade werden vorgefertigte Elemente mit fertigen Oberflächen von 3,4 x 2.7m auf die Baustelle geliefert und hier nur noch montiert.
Die Dämmung der Außenwände erfolgt werkseitig als Holzweichfaserdämmung. Diese hat zwar nicht den hohen Dämmwert einer Mineralfaserdämmung, bietet aber eine höhere Masse (Aplitudendämpfung) und hat einen wesentlich geringeren Primärenergiebedarf.
Die Fassade ist als vorvergraute, gehobelte Boden- Deckel- Schalung mit einer durchgehenden inneren Schalebene vom 25mm und Deckeln aus 80 x 60mm KVH aus europäischer Lärche geplant. Unbehandelt bietet diese Art der Verkleidung Ruhe für mindestens 40 Jahre.
Die Fassadenöffnungen sind als Pfosten- Riegel- Fassaden aus Holz mit außen liegender Aluminiumschale geplant.
Die Entfluchtung des Gebäudes erfolgt über den zentralen Treppenkern, welcher im Erdgeschoss einen direkten Ausgang ins Freie hat. An keiner Stelle wird die Fluchtweglänge von 30m überschritten. Der zweite Rettungsweg erfolgt über die Fassade (Öffnungen von mind. 90cm x 150cm) mit Rettung durch die Feuerwehr.
Um die erforderlichen konstruktiven Brandschutzmaßnahmen zu minimieren, wurden die Geschosshöhen auf 3,5 Meter und die Oberkante des Fertigfußbodens im zweiten Obergeschoss auf 7 Meter begrenzt. Dadurch fällt das Gebäude in die Gebäudeklasse III. An diese werden deutlich geringere Anforderungen bezüglich des konstruktiven Brandschutzes gestellt. So reichen hier zum Beispiel für alle Bauteile 30 Minuten Feuerschutz aus, verglichen mit 60 bei der Gebäudeklasse IV.
Die voraussichtlich hohen Anforderungen an die Akustik in allen Bereichen des Gebäudes erfordern eine Lösung, die eine möglichst vollflächige Ausstattung mit schallabsorbierenden Flächen ermöglicht. Dies wird über den Einsatz von Holzlamellen mit hinterlegter Holzweichfaserplatte (z.B. Ligno Trend) erreicht. Diese hängen unter den Hohlraum-Brettsperrholzelementen.
Sonnenschutz
Der Sonnenschutz erfolgt an den Ost- Süd- und Westfassaden über fassadenintegrierte Raffstoreanlagen. Diese decken immer je ein Fassadenelement von 67.5cm bis 1,35m Breite ab.
Über der vorgeschlagenen Gründachkonstruktion können auf den beiden Hauptnutzungsbereichen rund 280m² Photovoltaikpaneele installiert werden. Diese sorgen dafür, dass das Gebäude weitgehend energieautark ist und in den Sommermonaten sogar Energie ins Netz einspeisen wird. Die gewonnene Energie aus den Photovoltaikflächen wird über Batteriespeicher zwischengespeichert und so der tatsächliche Eigenverbrauch maximiert.
Als Reserve oder für eine solare Brauchwasserunterstützung kann auch das Dach des Beton- Erschließungskerns für Solarkollektoranlagen herangezogen werden. Zunächst ist dieses Dach die auch die Fassade des Betonkerns für eine intensive Dachbegrünung mit Nistmöglichkeiten für Vögel und Insekten geplant.
Beheizt wird das Gebäude über Fernwärme. Hier ist entscheidend, dass diese zunehmend nachhaltig produziert wird, wovon der Verfasser ausgeht. Alle Heizübertragungsflächen sind auf Niedrigtemperatur ausgelegt. Die Übertragung erfolgt über Heizestriche.
Die gesamte Konstruktion oberhalb der Bodenplatte wird aus nachhaltigen, nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Der Einsatz von Holz als Grundbaustoff stellt sicher, dass für den Bau zum einen so wenig wie möglich Primärenergie eingesetzt wird. Zum anderen auch, dass das gesamte Gebäude als CO2-Speicher dient. Konstruktions- Verkleidungs- und Dämmstoffe werden, wo immer möglich, aus nachhaltigen Baustoffen eingesetzt. Geplant sind Holzweichfaserdämmstoffe, Lehmbauplatten als Verkleidung der Außen- und Innenwände, Bodenbeläge aus Kautschuk oder Holz, Akustikoberflächen aus Holz und Holzweichfaser.
Das Gebäude erreicht durch die hochgedämmten Außenhüllflächen und den Einsatz von erneuerbaren Energien mühelos den EH 40 Standard.
Das Gebäudeenergiekonzept sieht eine Ausführung als „Low-Tech-Gebäude" vor. Das heißt, dass Technik nur dort eingesetzt wird, wo es zwingend notwendig oder für den Komfort unausweichlich ist.
Die Lüftung erfolgt über ausreichend dimensionierte Öffnungsflügel in jedem Aufenthaltsraum.
Für Sanitärräume und Aufenthaltsräume mit über 5 Personen wird zusätzlich eine mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung vorgesehen. Die Verlegung erfolgt zum Großteil in den Hohlraum- Brettsperrholzdecken (z.B. Ligno-Trend). Hauptverteilungsleitungen werden als Rechteckrohre offen unter der Decke geführt.
Zu Vermeidung von Überhitzung wird das Gebäude nachts über die bestehende mechanische Lüftung ausgekühlt. Durch konsequente, automatisch gesteuerte Außenverschattung wird das Gebäude vor zu großem solarem Eintrag geschützt, für eine ausreichende Amplitudendämpfung werden massive Schüttungen und ggf. ein Zementestrich eingebracht.
Um die Wartungskosten für die Reinigung der Fassaden zu minimieren, ist jedes zeite Fenster mit einem Öffnungsflügel versehen. So kann auf eine aufwändige Fassadenreinigung durch Fremdfirmen verzichtet werden. Die Verglasung des Innenhofes / des Atriums ist nur zwei Geschosse hoch und kann mit üblichen Reinigungswerkzeugen erfolgen.
Östlich des Stadtteiltreffs entsteht der vielseitig nutzbare Außenraum, eingefasst mit einem sanft modellierten und bepflanzten niedrigen Wall. Diese natürliche Trennung vermittelt Geborgenheit und schirmt in Richtung Straße und Parkplätze ab. Im Bereich des niedrigen Walls wird u.a. die erforderliche Ausgleichspflanzung nachgewiesen. Der Außenbereich ist über den Stadtteiltreff selbst und von außen über drei Zugänge erreichbar: aus Richtung Moislinger Mühlenweg, Hasselbreite und vom dem nördlich geplanten Fußweg aus. Für Kinder und Jugendliche bietet das Areal vielfältige Bewegungsmöglichkeiten, darunter einen Rollsport-Loop, einen Skatepool sowie eine multifunktionale Spielfläche. Eine rund abgesenkte Bühne mit Sitzblöcken dient als Treffpunkt und Veranstaltungsort.
In den direkt an das Gebäude angrenzenden Flächen entstehen zusammen mit Terrassen unterschiedliche Bereiche, die entweder der Stadtteilbibliothek oder dem Freizeitzentrum zugeordnet sind, ohne dabei strikt voneinander getrennt zu sein.
Als vertikaler Garten ziehen sich die Außenanlagen in Form einer extensiven Fassadenbegrünung an dem Betonerschließungskern entlang einer Kletterwand empor bis über das Dach hin zum Glasdach des Atriums. An der begrünten Fassade werden Nistplätze für Vögel und Insekten aller Art geschaffen.
Regenwassermanagement erfolgt über Versickerungsmulden sowie Anstaumöglichkeiten in Skatepool und Bühnenfläche bei Starkregenereignissen. Insgesamt vier Versickerungsmulden mit einer Gesamtfläche von ca. 100 m² sorgen für eine gezielte Ableitung des Regenwassers. Diese Flächen verbessern zusätzlich den Hitzeschutz durch Verdunstung, wodurch das Mikroklima an heißen Tagen spürbar angenehmer wird. Bei extremen Regenereignissen können Tiefpunkte mit einer Tiefe von bis zu 1,50 m zusätzlich Wasser aufnehmen, um Überschwemmungen zu vermeiden. Von der insgesamt 1.846 m² großen Fläche sind 1.061 m² unversiegelt, was die natürliche Versickerung begünstigt und die ökologische Qualität des Standorts verbessert.
Auch die Materialauswahl trägt zur klimafreundlichen Gestaltung des Außenraums bei. Helle und wasserdurchlässige Beläge werden gezielt an geeigneten Stellen eingesetzt, um die Aufheizung der Flächen zu reduzieren und gleichzeitig die Versickerung von Niederschlagswasser zu unterstützen.
Zusätzlich werden 15 neue Bäume gepflanzt, die das Stadtklima positiv beeinflussen und wertvolle Lebensräume für Tiere schaffen. An der nördlichen Seite entstehen zudem 12 Fahrradstellplätze, die direkt an die neuen Fußwege angebunden sind und eine umweltfreundliche Mobilität fördern.